Aus dem Verlag


Berliner Abend


Das Licht fällt schwächer in die Straßen,
ganz langsam wird es dunkel, es fällt ja nicht
so schnell hier in Berlin. Es breitet sich,
ein abendlicher Zauber, auf dem Gehweg aus.
Wer sich jetzt selber loslässt, geht schauend
über in einen anderen Bereich als den des
Tagwerks, nimmt neuen Anteil am Herum.
Ein Mann, große Zigarre zwischen den Lippen
ohne einen Finger dran, geht vor den Schaufenstern
vorbei der kleinen Läden, stramm. Ihm auf dem Fuße
folgt eine zarte Frau, die Einkaufstasche hängt gerade so
noch über’m Bürgersteig. Und langsam, auf einem
Rad ins Licht des Bäckerfensters rollt und dann aus ihm
hinaus, mit Schneckentempo eine junge Frau.
Die Glocken läuten durch zwei Straßen aufeinander zu,
die vom Hohenzollernplatz und von der Ludwigkirche.
Weißgelbe Birnen unter roten Stoffmarkisen
fangen zu leuchten an. Darüber in den Wohnungen
ist noch kaum Licht. Ruhig wird es jetzt. Motoren und
Maschinenlärm ersterben. Wer sieht jetzt noch, dass wir
uns immer selber replizieren? Die Sonne wirft ihr Licht
nur auf die Spitzen noch der Wilmersdorfer Straßenbäume.
Die Hauswand oben und das Dach sind schon minutenlang
nicht mehr von ihren Strahlen angefasst.
Fassaden ziehen sich in Schattenbahn zurück.
Ein Zuckerduft weht einem ins Gesicht,
vielleicht was Süßes vom Tisch aus dem Lokal.
Und Stimmen dringen dort hervor und da,
gelassen, wenige, beruhigend, klar. Wir wissen alle,
dass die Stadt bald fällt. Am Klima, an Armut
und am Geld. Vergessen wir es eben wieder,
in einem Glas und im Gespräch, in Lust und Laune,
groß und klein, vorbei, zusammen und allein.


                                                     in memoriam Felix Huby
                                                     Boris Pfeiffer


















Wir denken an unseren Freund und Lehrer Felix Huby. Gesprächspartner, inniger Mensch, Mann und Autor voller Generationenliebe, politischer Geist, erzählender Geist. Wir alle um den Ludwigkirchplatz herum nehmen Abschied und behalten ihn für die eigene Lebenszeit in lebendiger Erinnerung. 


                                            Dr. Maria Giovanna Tassinari, Gudrun Wiebke, Anita Rehm, Axel Bichler,

                                            Andreas Patsalides, Boris Pfeiffer,  Henry Selkirk, Handoyo  

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